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Letzte Änderung: 01.03.2005


Beobachtungen mit dem STF Mirage 7"


Den hier vorliegenden Bericht hatte ich ursprünglich über die Vereinsmailingliste geschickt und nun unverändert (bis auf HTML-Attribute) hierhin übernommen.

Beobachtungsbericht vom 23. Februar 2004

Daß Gier ein schlechter Charakterzug ist, das hat man auch mir mal beizubringen versucht... aber ich kann nicht anders: Das Gerät will ich!

Äh - ich mein das STF 7" Mirage, das Robert mir am Sonntag für einige Zeit geliehen hat. Prompt war nämlich gestern ein unerwartet guter Himmel! Also ratzfatz aufgebaut.

Kurz zum Technischen: Es handelt sich um ein Maksutov-Cassegrain (Bauart wie mein OMC), allerdings mit größerer Öffnung (180 statt 140) und kürzerer Brennweite (1800 statt 2000 mm). Das Öffnungsverhältnis beträgt also f/10 statt f/14.3 - das Lehrbuchwissen behauptet also, daß dieses Mak bei gleichem Okular geringere Vergrößerung aber deutlich helleres Bild hat; weiterhin ist die Obstruktion höher, da ein im Verhältnis größerer Fangspiegel benötigt wird, um das Strahlenbündel ans Auge zu bekommen. Und höhere Obstruktion ist pfui, da darunter der Kontrast und somit die Detailabbildung bei hoher Vergrößerung leidet.

Nun, ich bin kein großer Planetengucker sondern eher Deep-Sky-orientiert, weswegen ich etwas weniger Kontrast zugunsten eines helleren Bildes verschmerzen kann; gleichzeitig aber ist mir die nadelfeine Sternabbildung des OMC ans Herz gewachsen, weshalb mich eher ein Maksutov als ein Newton reizt - auch wenn die Abbildung in Thomasī 12"-Newton beachtlich scharf war, wie z.B. letzte Woche M 13 eindrucksvoll zeigte. Naja, und fotografieren will ich auch noch; das geht an einem Cassegrain viel bequemer als am Newton.

Außer dem Maksutov habe ich bei Robert noch folgendes Spielzeug eingepackt:
  • ein 30 mm 2"-Okular mit 80° scheinbarem Gesichtsfeld
  • den Prototyp von Roberts Eigenbau-Off-Axis-Guider (patentiert)
  • eine Shapley-Linse zur Brennweitenverkürzung auf f/6
Das fotografische Zubehör muß noch passend gemacht werden, aber das Okular hab ich mal mit rausgenommen...

... wo der Mak mittlerweile eine Stunde Zeit hatte zum Auskühlen; dem OMC reicht diese Zeit üblicherweise vollkommen, aber das STF ist etwas anders gebaut (sehr wenig Platz zwischen Spiegelaußenkante und Tubusinnenwand), so daß Vergrößerungen über 100-fach noch scheußliches Tubusseeing zeigten. Erst eine weitere Stunde später konnte ich dann die Vergrößerung hochziehen.

Dementsprechend war die erste Beobachtung etwas enttäuschend - Mars, knapp über den Baumwipfeln. Der ist schon wieder recht weit weg, und bei der kleinen Vergrößerung einfach nicht zu knacken gewesen.

Also das 30mm - Okular rein... effektive Vergrößerung 60x und (rechnerisch, nicht gemessen) 1° 20' Gesichtsfeld - gigantische Übersicht! Habe das Okular immer wieder mit dem 35mm von Baader gewechselt, kurzes Fazit: "Ernsthaft" beobachten (Helligkeiten schätzen, feine Details ausmachen) mit dem Baader - der Kontrast ist viel besser, die Sterne feiner / kleiner abgebildet. Aber zum Spazierensehen oder zum Aufsuchen ist das 2"-Okular einfach der Brecher! Das riesige Gesichtsfeld macht die Orientierung einfacher, das Einblickverhalten ist günstig, und der 'Bullaugeneffekt'... wer mal Werbung für Nagler-Okulare gelesen hat weiß was ich meine :-) Die Randschärfe ist bis ca. 90% des Gescihtsfeldes gut, weiter außen werden die Sterne komatös, was aber beim Blick in die Mitte nicht direkt auffällt.

Mit dem 30mm - Okular im STF den Orionnebel zu bespechteln war ein gigantisches Erlebnis: Der hätte - mit den feinen und einsten Ausläufern - zweimal ins Bildfeld gepaßt! Nach Wechsel auf das Baader und UHC-Filter wurden dann weit mehr Einzelheiten sichtbar - helle und dunkle Knoten, Details in den Ausläufern, Helligkeitsunterschiede überall.

M 35 / Gemini: Der 'Hollywoodhaufen'. Mit dem 30 mm - Okular füllt der Sternhaufen rund 1/3 des Gesichtsfeldes (linear), beim 35 mm Baader schon deutlich über die Hälfte - Effekt wie beim Orionnebel: Baader zeigt mehr und feinere Sterne im Haufen, das 2" macht rings um den Haufen viel mehr Feldsterne sichtbar. Beide Anblicke haben was!

Cr 89 / Gemini - Recht großer aber magerer Haufen südöstlich von M 35. Eher eine gewundene Sternkette (7-9 hellere Sterne in Form des Sternbilds Fische auf Hintergrund von 30 Sternchen) als ein Sternhaufen. Anblick in beiden Okularen nett.

Saturn: Habe hier die ganze Palette der Okulare / Vergrößerungen durchprobiert, obwohl das Tubusseeing noch ziemlich arg war; in kurzen Momenten waren bei 240x (7,5 mm Baader) eine riesenmenge Details sichtbar - Cassini- und Encke- Teilung, dunkle Flecken an den Innenkanten der Ringe, mehrere Wolkenbänder und deutlich dunkle Zonen auf der Südhalbkugel des Planeten. Bei 120x (15 mm Baader) aber war der Anblick am ausgeglichensten und angenehmsten.

NGC 2129 / Gem - Zwerg-Sternhaufen südwestlich von M 35, dominiert von zwei ca. 8m - Sternen, davon ein Doppelstern; diese beiden Sterne zusammen sind mit dem Auge als ein Stern so eben sichtbar und geben dem Sucher das Ziel. Im Teleskop erscheinen die beiden Hauptsterne eingebettet in eine größere Zahl schwacher und schwächster Sterne (Schätzung mit Baader 35mm: 20 Stück), ein sehr netter Anblick - fast unfaßbar, daß ich diesen schwachen Haufen (ebenfalls in einer Februarnacht) vor einigen Jahren im Fernglas klar ausmachen konnte... Vergrößerung 120x (Baader 15mm) bringt Kontrastgewinn - es werden mehr Sterne sichtbar (25-30) auf 1/6 bis 1/5 des Gesichtsfelddurchmessers - dabei wird deutlich, daß das Seeing noch nicht optimal ist. Das Haufen zeigt eine interessante, pseudo-rhomboide Struktur - das Auge versucht die räumliche Verteilung hinzuzudenken. Empfehlenswert!

NGC 2264 / Monoceros - Loser Sternhaufen sichtbar, Nebulosität (Konusnebel) allerdings nicht - habe auch nicht den UHC probiert. Wenig interessant.

NGC 2261 / Mon - etwas südwestlich von 2264, anhand zweier 6m5 - Sterne südlich von 15 Mon (in 2264) leicht auffindbar - Dies ist Hubbles veränderlicher Nebel mit einem eingelagerten Stern im Süden. Karkoschka nennt das Ding "GN" wie "Gasnebel" - aber dies ist kein Emissionsnebel, wie der Vergleich mit / ohne UHC zeigt. Erster Eindruck mit dem 30mm 2": "Süßes kleines Fitzelchen... ganz wenige Bogenminuten groß wenn überhaupt - erinnert erstmal an planetarischen Nebel" Im 35mm Baader direktes Sehen -> Stern, indirektes Sehen -> Nebel, nach Süden spitz zulaufend. Bei 120x nördlich des Sterns zweite hellere Stelle zu sehen, aber sicher kein Stern. Nach Nordwesten längste Ausdehnung, weniger nach Nordosten - Form erinnert an Umriß des Sternbilds Steinbock, nur um 90° gegen Uhrzeigersinn verkippt. Empfehlenswert!

NGC 2392 / Gem - Eskimonebel; schon mit 30mm Übersichtsokular deutlich als ausgedehnter Nebel sichtbar, sehr hell, aber bis auf Zentralstern strukturlos. Bei 120x dunkle Zone auszumachen, Zentalstern deutlich bläulich verglichen mit hellerem (ca. 8m) Stern südlich. UHC bringt kaum Verbesserung. Bei 180x (Baader 10 mm) ohne UHC zeigt mehr - dunkle und helle Abschnitte, besonders im Osten. Aber noch immer kein Eskimo ;-)

M 36 / Aur - nur im 30 mm beobachtet: Hübscher sternreicher Haufen - zwei sehr helle Sterne, ca. 50 mit 9m, weitere 50 mit 10m und darunter. Interessante Form, Sternketten radial von fast leerer Haufenmitte ausgehend, in der Mitte ein isoliert scheinendes Häufchen (1 heller, 5 Sterne an Sichtbarkeitsgrenze)

NGC 1931 / Aur - Karkoschka: "Kleiner Gasnebel, stärkere Vergrößerung zeigt Sterne im Nebel" - ein Klasseteil, weit interessanter als M 36! Im 30mm: Eingerahmt von wenigen ca. 9m Sternen viele schwache Sterne auf neblig wirkendem Hintergrund. Bei 120x besserer Kontrast - min. 35 - 40 homogen helle Sterne auf immer noch nebligem Hintergrund, bei längerer Beobachtung werden es immer mehr - auf engstem Raum... Zitat vom Diktiergerät: "Der kleine M 37 - der macht wirklich Spaß!" UHC verstärkt etwas den nebligen Eindruck, ohne daß ich wirklich sicher bin hier Nebel zu sehen; aber auch im NGC ist hier 'Cluster with nebulosity' vermerkt. Sollte ich mal fotografieren... leider steht Aurige schon tief, wenn wir in Emberg aufschlagen. Empfehlenswert!

M 38 / Aur - (60x im 2"): weit gestreckte Sternketten 9m, im Zentrum viele schwache sterne. Wirkt in der Form wie ein Strichmännchen.

M 37 / Aur - Buchstäblich hunderte von uniform hellen Sternchen (10m - 11m) sichtbar, in der Mitte ein deutlich roter hellerer (8m?) Stern. Wirkt wie ein Milchstraßensystem im Milchstraßensystem - Sternwolken getrennt von dunklen Feldern. Grenzgenial - der Frank Zappa unter den Sternhaufen!

Hatschi / Per - (60x) immer noch da, farbenfroh wie immer.

Algol / Per - (Auge) normale Helligkeit (Max.) 23:15 MET

M 1 / Tau - schon im Sucher sichtbar. Bei 60x elliptisch, leichte Aufhellung zur Mitte längs großer Achse, keine weitere Struktur. Auch bei 120x nicht besser. Fehlen halt ein paar Zoll...

M 44 /Cnc - Bloßäugig und im Sucher hervorragend, schon für 60x zu groß.

M 41 / CMa - (60x) im Horizontdunst untergehend; hat gewisse Ähnlichkeit mit M 38 - höher am Himmel macht M 41 mehr her. Sterne rötlich gefärbt - eindeutig atmosphärische Extinktion. Der hat schon besser ausgesehen!

NGC 2903 / Leo - die 'Überraschungsgalaxie' von letztem Freitag: Direkt südlich von lambda Leonis, wirklich einfach zu finden + zu sehen; (60x) beeindruckend groß, Kern deutlich größer als Sternchen, hellere Zone nord-südlich, schwacher 'Halo' bei indirektem Sehen. Wirkt ähnlich M 31 im Fernglas. Mehr schwache Feldsterne bei 120x, dunkle Zone nördlich des Kerns. Empfehlenswert!

NGC 3377 / Leo - Zufallsfund, Galaxie bei 60x zusammen mit 52 Leo im Gesichtsfeld (sudöstlich), nicht im Karkoschka. Irregulär / 'zerfrettelt' wirkende Galaxie, ähnlich M 33 - hochinteressant!

NGC 3384 & M 105 / Leo - leicht zu finden, 7m heller Stern genau südlich von 52 Leo, dann ein kleines Stück nach Osten. (60x) Enges Galaxienpärchen, M 105 wenig heller als 3384. Schön!

M 96 & M 95 / Leo - etwas südwestlich des obigen Pärchens, deutlich weiter voneinander getrennt; bei 60x noch zusammen im Bildfeld. M 96 kompakt mit schärferem Umriß, M 95 heller.

Leo-Triplett / Leo - nur der Vollständigkeit halber, die drei Galaxien sind noch da :-)

NGC 4494 / Com - das ist die Galaxie, die man auf dem Weg vom Coma-Sternhaufen zu NGC 4565 immer überfährt. Hallo 4494. Hell, strukturarm.

NGC 4565 / Com - (60x) Zentrum präzis zu sehen, die äußeren Bereiche ("Nadel") gehen vor hellem Himmelshintergrund unter - Staubband nur schwach zu erahnen (120x)

M 51 & NGC 5195 / CVn - Kerne der Galaxien bei 60x und 120x anscheinend in +/- gemeinsamen Nebel gehüllt, Spiralarme als solche nicht erkennbar. Nuja, es ist nur ein 7-Zöller! Vielleicht ist bei größerer Höhe etwas mehr zu machen... Ca. 120° gegen Verbindungslinie der Kerne gekippt ein helles Sternchen (?) in Halo um den Kern von M 51.

NGC 4490 & 4485 / CVn - knapp nordwestlich von beta CVn nicht wie erwartet eine Galaxie, sondern ein Pärchen; nördlich der großen 4490 etwa ein Galaxiendurchmesser entfernt ein weiteres Nebelfitzelchen, von Skymap als 4485 identifiziert (12m, bei indirektem Sehen sofort aufgefallen!) Goil :-)

UGC 7577 & UGC 7608 / CVn - nördlich des oben beschriebenen Pärchens. Auf dem Weg zu NGC 4449 bin ich noch über zwei nicht-Karkoschka-Galaxien gestolpert - erstaunlicherweise sind die nicht mal im NGC drin... es handelte sich zweifelsfrei um die Galaxien UGC 7608 (Magnitude: 13.3 Surface brightness: 15.6 mag/sq arcmin Size: 3.5'x2.9') und UGC 7577 (Magnitude: 12.3 Surface brightness: 14.8 mag/sq arcmin Size: 3.9'x2.5') Das sind meine ersten Sichtungen aus dem Uppsala Galaxy Catalogue! Wie weit die beiden Biester entfernt sind habe ich nicht gefunden; sie haben (bezogen auf die Lokale Gruppe, nicht auf die Sonne) Fluchtgeschwindigkeiten von 235 km/s (7577) und sogar 575 km/s (7608) - wer mag, kann anhand der Rotverschiebung die Entfernung grob berechnen ;-) YEAH!

NGC 4449 / CVn - helles Sternchen im Zentrum (oder ist das der Kern?) bei 60x leicht. Keine Details sichtbar.

Mit doch mittlerweile schweren Augenlidern hab ich dann nochmal Jupiter vor die Kimme genommen und meinen Augen nicht getraut! Schon mit dem 35 mm - Okular, also nur rund 50-facher Vergrößerung kam mir das Schlottern in den Knien... leider grade den Io-Aufgang verpaßt, aber was da in der Atmosphäre los ist... unglaublich. (120x) Band an Band an Band... dunkle und helle Zonen in den beiden Äquatorialbändern, Roter Fleck neben dunkler langgezogener Wolke im SEB, weiße Stelle im Roten Fleck... das hab ich noch nie gesehen :-o Im NEB helle und dunkle Strukturen, Verknotungen, helle Flecken... ein sehr deutliches Band weiter nördlich, mit deutlichen und angedeuteten Verästelungen in flachem Winkel Richtung Pol... südlich des SEB mindestens ein weiteres Band, dunkle Strukturen Richtung Südpol... unglaublich! Zwischen NEB und SEB verschiedene Farben. Das 10mm leider von heftigem Atmen sofort beschlagen, zuviel atmosphärisches Seeing für das 7,5 - also nochmal das 15mm rein... hätte nicht gedacht daß das möglich ist!

Dann noch der KO-Test: eps Bootis bei 120x deutlich getrennt, aber die Wäremesignatur von Kempen stört in dieser Richtung doch erheblich. Bei 180x ist der Effekt noch stärker - unter den Beugungsringen scheint sich eine "Rauchfahne" von eps Boo A wegzuschlängeln.

Tja - das war die Nacht für mich! So um 1:30 habe ich grob den Rauhreif von den unempfindlichen Gegenständen gekratzt und die Klamotten abgebaut - die kleinen Augen heute im Büro hab ich mir verdient!

Hoffe der Bericht war etwas inspirierend - mir hatīs einen Mordsspaß gemacht, die zweite Beobachtungsnacht innerhalb von vier Tagen (und die zweite seit Mitte Dezember...)



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