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Letzte Änderung: 28.06.2003


Die Schleifenbewegungen der Planeten

Der Mond und die Planeten scheinen sich vor dem Hintergrund der Sterne von Nacht zu Nacht ein wenig zu bewegen. Wer es selbst einmal probieren möchte, nehme sich der Einfachheit halber mal den Mond vor, der diese Bewegung am schnellsten vollzieht; man merke sich die Stellung des Mondes am Himmel im Verhältnis zu einigen helleren Sternen und vergleiche es eine oder ein paar Nächte später. Der Mond scheint vor dem Hintergrund der Sterne in Richtung Osten zu wandern. Dies gilt ebenfalls für alle Planeten - zumindest die meiste Zeit!

Zu bestimmten Zeiten jedoch hält diese Bewegung inne (die Planeten scheinen kurz im Verhältnis zu den Sternen stehenzubleiben) und kehrt sich dann sogar um - d.h. die Planeten ziehen plötzlich eine Weile vor dem Hintergrund der Sterne westwärts, bis sie schließlich wieder "stehenbleiben" und dann die gewohnte Bahn ostwärts weiterverfolgen. Diese zeitweilige "Rückläufigkeit" der Planeten ist sogar bei Astrologen bekannt und berücksichtigt, von denen man sonst ebenfalls meist den Eindruck hat, daß sie sich bei ihren Aussagen wenig um die beobachtbare Realität kümmern.

Ein geozentrisches Weltbild kann diese Bewegung keineswegs erklären; auch die Epizykel scheitern an der Feststellung, daß diese rückläufige Bewegung der "Hauptbewegung" nicht gleichmäßig überlagert ist, sondern - wie wir heute wissen - nur dann auftritt, wenn ein (äußerer) Planet auf seiner Bahn um die Sonne von der Erde "überholt" wird. Mit der Entfernung der Erde aus dem Mittelpunkt des "Universums" haben wir schon mal das grundlegende Verständnis der Schleifenbewegungen geschaffen.

Daß auch Kopernikus mit seinem heliozentrischen Ansatz im Jahre 1510 Epizykel bemühen mußte, ist eine Folge seiner geerbten "Vorliebe" für kreisförmige Bahnen. Denn die Rückläufigkeiten der Planeten ist in Dauer und "Geschwindigkeit" nicht bei jeder Schleife gleich, wie sie es bei kreisförmigen Bahnen sein müßte. Auch die Epizykel des Kopernikus konnten die Abweichungen der Planetenpositionen von den Vorhersagen nicht besser korrigieren als die des Ptolemäus, so daß sich Kopernikus nicht nur mit dem Widerstand der Kirche, sondern auch dem gerechtfertigten Vorwurf der Wissenschaftlergemeinde konfrontiert sah, daß seine Theorie nicht viel eleganter oder zutreffender sei, aber jedenfalls keine besseren Vorhersagen erlaube als die der alten Griechen. Die Lösung dieses Dilemmas ließ noch bis zum Jahre 1609 auf sich warten, als Johannes Kepler seine Astronomia nova veröffentlichte.

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